Finnish? Dutch? No, goddamn! We are german, and I’m Phabien!

In den letzten Tagen machten wir das, was Touristen in New York nun mal so machen: Sehenswürdigkeiten abklappern und Shoppen. Am Dienstag ging es als erstes durch Chelsea. Auf dem Weg dahin verfolgte uns kurz ein Mann, der von Passanten wild Fotos machte und fragte, woher sie kämen. Uns fragte er, ob wir Finnen seien. Jup, klar. Ein kleiner, braunhaariger Typ und eine Halbasiaten sind natürlich Paradebeispiele für den skandinavischen Durchschnitt!

In Chelsea gab es nicht sonderlich viel zu sehen, so dass wir da fix durch waren. Allein der Chelsea Market mit seinen frischen Sachen und Delikatessen hielt uns ein wenig auf. Weiter ging es durch West Village, wo wir leckeres Süßes von der Magnolia Bakery genossen und immer wieder Blicke in einen der zahlreichen kleinen Läden riskierten. Nächste Station war Tribeca, wo Robert Di Niro ein Restaurant besitzt und auch jedes Jahr Ende April ein Filmfestival veranstaltet. Von dort ging es nach SoHo und NoHo, die mehr Durchgangsstrecke nach Little Italy und Chinatown waren. Im Gegensatz zum Vortag schlenderten wir diesmal durch die beiden Bezirke und schauten uns alles in Ruhe an. Im Dumpling House in Chinatown gab es für jeden die namengebenden Dumplings und ein Sesambrot mit Pekingente. Im gutbesuchten Haus musste man sich hinsetzten, wo man Platz fand. Wir saßen neben einer Frau. Sie hielt uns für Holländer. Da die Niederlanden ja nicht so weit weg sind, sahen wir es der Frau generös nach. Sie war auch mal in Berlin und fand es super – dann war ja auch alles gut!

Panorama vom Rockefeller Center

Mittwoch führte der Weg durch Midtown, um nochmal ein paar Wolkenkratzer zu bestaunen. Unsere Hauptstrecke war die 5th Avenue, die auch – je näher man dem Central Park kam – Einkaufsmöglichkeiten bot. Wenn man denn genügend Geld besitzt und Versace oder Gucci mag. Bevor wir aber an diesen Geschäften vorbeikamen, ging es erst einmal durch die Central Station und dann mit dem Fahrstuhl die 67 Stockwerke des Rockefeller Centers hoch. Von dort hatte man einen wunderbaren Blick über New York.  Auf der einen Seite der Central Park mit der anliegenden Upper East Side und der Upper West Side und dahinter Harlem. Auf der anderen Seite die hohen Gebäude rund um das Empire State Building und weiter entfernt die des Financial Districts.

Nach der Sicht über die Upper Sides folgte der Marsch dadurch. Man muss ja schließlich auch alles aus der Nähe gesehen haben! Zuerst ging es in die Upper East Side. Vorbei am Met Museum (The Metropolitan Museum of Art) liefen wir Richtung Guggenheim Museum. Dort ging es rein. Selbstverständlich nicht zum Anschauen der Kunst. Nein, nein. Das wurde aufgegeben. Es ging in den Museum-Shop! Die erhofften Schnäppchen bei Kalendern für dieses, angebrochene Jahr erfüllten sich nicht. Scheinbar schon alle ausverkauft. Na, sei es drum. Immerhin können wir sagen: wir waren im Guggenheim!

Der Central Park lag wortwörtlich einen Steinwurf entfernt. Wir benutzen die Wege des 350 ha großen Parks als Abkürzung, um von der Upper East Side zur Upper West Side zu gelangen. Im Park gab es viele Jogger, Radfahrer, Autos (ja!), Hunde, Kinder und … Squirrel. Leider blühte noch so gut wie nichts, die Bäume waren kahl. Im Sommer ist das sicher ein, wenn nicht der, schönste Fleck Manhattens. In der Upper East Side ging es auf den Broadway, den wir bis zum Times Square abliefen. Weil das Wetter schlechter wurde und die Füße schmerzten (und nach einem so-lala-Salat für 10 Dollar) ging es um Neun bereits ins Hotel.

Donnerstag grüßte dann nicht wie die zwei vorherigen Tage die Sonne sondern Regen. Was uns aber nicht sonderlich belastete. Wir hatten zuvor, wie fast den ganzen Urlaub (Ausnahmen hier teilweise SF, Hartford und Boston), gutes Wetter sowie alles Interessante gesehen, weswegen der Tag im Großen und Ganzen dem Shopping galt. Außerdem waren wir die letzten Tage zwei gefühlte Marathons gelaufen, unsere Treter wollten endlich auch ihre Pause. Es ging zuerst zu Macy’s und den ganzen Broadway runter, bis man mit den Tüten in der Hand ein mulmiges Gefühl bekam, ob denn das alles auch in die Koffer passe. Kurz bevor das überprüft werden konnte, gab es ein letztes Mal den leckeren und großen Burrito bei unserer Lieblings-Fastfood-Kette Chipotle und ein Heißgetränk von Starbucks. Laut dem sehr netten Herren, der sich sehr viel Zeit für Jedermann nahm, schreibe ich mich Phabien. Tjoa. Kurz vor’m Verlassen des Landes mit den meisten Geheimdiensten ist also meine Identität doch tatsächlich noch aufgedeckt worden. Ja! Ich bin Hollänne und heiße Phabien! Ich hoffe, mit meinem deutschen Reisepass komme ich morgen dennoch raus?

Party Boarding to NYC

Die Fahrt von Washington D.C. war wieder kein großes Vergnügen, der Bus war bis auf den letzten Platz besetzt und der Busfahrer nicht der bester Vertreter des Servicegedankens. Wenigstens war er durch seine Nuschelei manchmal gut für einen Lacher. Als es zum Einsteigen ging, raunte der Fahrer etwas von Party Boarding. Geil! Party nach New York! Ja, ne. Nix da. Er meinte Priority Boarding. Schade, aber wäre auch gelogen gewesen. Die Fahrt war absolut keine Party.

Am ersten Tag in New York ging es morgens nach Brooklyn. Hauptsächlich für den Vintage-Store Beacon’s Closet, nahe der Bedford Avenue. Leider war das Geschäft wegen des Todesfall eines Angestellten geschlossen. Na toll! Um nicht völlig umsonst da gewesen zu sein, frühstückten wir beim besten Bagelstore Brookylns und schauten in paar Geschäften in der Bedford rein. Zurück ging es mit der Metro zum Battery Park.

Der Park liegt direkt am Wasser, nahe des Clinton Castle und den Ablegestellen für die Fähren nach Liberty Island oder Staten Island. Weil wir weniger die Lust verspührten für die Fähre nach Ellis Island und der Liberty Island Geld zu bezahlen und dann noch ewig anzustehen, gingen wir zur Staten Island Ferry und fuhren mit dieser kostenlos nach Staten Island und zurück. Von der Fähre hatte man einen guten (aber entfernten) Blick auf die Freiheitsstatue und der Skyline von Manhatten.

Unsere Frisuren waren spätestens nach der Fahrt mit der Fähre nicht mehr vorhanden. Wäre das nicht der Fall gewesen, wären die Haare spätesens in den Straßenschluchten Manhattens zerstört worden. Der Tag bot zwar Sonne, aber die starken Winde in den Straßen ließen einen doch frösteln (6°C real, 2°-0°C gefühlt). Unser Weg von der Fähre führte uns zur Wall Street und dann zum Ground Zero. Am Platz, wo früher die Twin Towers standen, konnte man den Fortschritt des One World Trade Center (früher Freedom Tower) betrachten. Sie kommen voran; die Form ist aber noch nicht wirklich zu erkennen. Aber der soll ja auch erst in 2 Jahren fertig sein.

Die Baustelle des One World Trade Center

Kurze Zeit später verließen wir den Financial District und marschierten auf der Brookyln Bridge, um Manhatten von einer anderen Seite zu sehen – und zu fotografieren. Wir schafften bzw. wollten es nur bis zum ersten Pylon. Danach ging es zurück. Ein kleiner und oberflächlicher Abstecher nach Chinatown und Little Italy folgte. Im kleinen Italien New Yorks suchten wir Lombardi’s Pizza auf, laut eigener Aussage die erste und älteste Pizzeria Amerikas. Zu essen gab es die einfache Pizza (Margarita) in der großen Ausführung, 8 Slices. Davon wurde man gut satt. Mit dickem Bauch, es war auch schon dunkel, ging es weiter. Wir suchten den Weg zu einer Rooftop Bar und verliefen uns natürlich anfangs, bzw. wir liefen in die falsche Richtung.

Rooftop Garden, so der Name der Bar an der Ecke 5th Avenue/27th Street, versprache eine luftige Aussicht über Manhatten. Das stimmte so halb. Die Spitze vom Empire State Building erkannte man ohne auf-die-Zehenspitzen-stellen. Der Rest wurde von hübschen, kleinen Bäumchen verdeckt, die ringsrum am Terassengeländer standen. Für Fotos musste ich mich auf die Bänke stellen. Ansonsten bot die Bar windige Atmosphäre. Damit man nicht fröstelte, gab es lustige Rotkäppchen-Roben. Für zusätzliche Wärme sorgten unsere Schokoladen. Ja, lieber warme Schokolade statt Cocktails in einer Rooftopbar als am nächsten Tag kränklich!

Hallo Herr Lincoln, wieso sitzen Sie so steif?

Gilt für beide Tage in Washington.

Die Fahrt mit Greyhound nach Washington war nicht sonderlich erholsam. Der Bus von Hartford ging kurz nach Mitternacht, war recht gut gebucht, so dass man einen Sitznachbarn hatte. Was das Schlafen bei der Fahrt etwas erschwerte. Mein lieber Nachbarn rutschte dann zusätzlich noch ab und zu schlafend vom Sitz auf meine Schulter. Bei einer (attraktiven) Frau gern, aber doch bitte nicht bei einem Kerl! Die Fahrt Hartford-New York kannte man jetzt schon hinlänglich und zog sich ein wenig. Irgendwann schlief ich dann auch, wurde aber schon wieder recht bald geweckt. Unser Fahrer war eine halbe Stunde überpüntklich, um kurz nach zwei Uhr nachts kamen wir im Port Authority Bus Terminal an. Danke auch!

Schlimmer wurde die Pünktlichkeit dann noch dadurch, dass unser Anschlussbus nach Washington D.C. erst um 03:45 Uhr fahren wollte. Der Busterminal war kühl und der etwas wärmere Imbiss mit Sitzplätzen machte etwa 2:30 Uhr zu. Also mehr als eine Stunde auf dem Terminal rumlungern. Yay! Wengistens stand noch niemand für D.C. an – dachten wir. Bis uns ein netter Gepäckträger laut fragte, wofür wir anstünden. D.C.? Ha! Nach Washington geht’s nicht wie ausgeschildert von Gate 70. Wieso auch, ist ja nur so ausgeschildert! Macht aber doch keinen Sinn! Gate 64 war richtig, mit Richmond als Ziel! Man, man, diese Deutschen glauben auch immer was irgendwo ausgeschildert ist! In der Schlange für Richmond standen wir nicht in einer der vorderen Reihen, sondern ganz weit hinten. So weit hinten, dass wir am Ende nur noch die Premiumplätze ganz hinten in der Dreierreihe bekamen, die so eng und ungemütlich war, dass man das mit dem Schlafen so gut wie vergessen konnte. Es sei denn man kann mit Rückenschmerzen schlafen. Dann ging das da mit dem Schäfchen zählen…

Washington D.C. grüßte uns bei der Ankunft um kurz vor Neun Uhr immerhin mit Sonnenschein. Nach dem Verlassen des Buses trennte sich der Weg von Laura und uns, da sie studentische Verpflichtungen hatte und keine touristischen. Wir liefen zu unserem Drei-Sterne-Hotel in einer knappen halben Stunde – mit unseren vollen Koffern schon eine kleine körperliche Anstrengung. Nachdem wir eingecheckt hatten und auf unser Zimmer gegangen waren, machten wir den Fehler, uns auf den weichen Betten bequem zu machen. Danach wollten wir sie nämlich eigentlich gar nicht mehr verlassen. Um nicht den ganzen Tag zu verschwenden, machten wir mit uns selbst den Kompromiss, bis etwa 13 Uhr den Schlaf nachzuholen und dann die Stadt zu erkunden.

Nach etwa drei Stunden Schlaf, müde und mit der Idee, lieber weiterschlafen zu wollen, erhob man sich und ging raus auf die Straßen der Hauptstadt Amerikas. Für den großen Touristenrundkurs fanden wir nicht genügend Kraft. Worauf wir erstmal die National Gallery of Arts besuchen wollten. Ja, diesmal auch mit mir. Eintritt gab es ja nicht. Für umme nehme ich dann auch mal alte Bilder auf Leinwänden mit. Dass wir etwas verschlafen waren, merkten wir spätestens als wir das National Archives & Records für die Nationalgalerie hielten und besuchten. Unser Fehler fiel uns erst auf als wir im Nationalarchiv vor den ausgestellten Kopien der Unabhängigkeitserklärung und Verfassung standen. Passiert. Die Galerie besuchten wir gleich danach. Nun, was soll ich sagen. Ich finde alte Farbe auf Leinen schwerlich begeisterungswürdig. Ja, Kulturbanause! Ich starre sonst den ganzen Tag auf einen Monitor, klicke und hacke, treibe mich bei fukung rum und erfreue mich an unterhaltsamen Katzenbildern. Wer mir dann noch mit Kultur kommt, ist selber schuld!

Die Bilder hielten uns nicht sonderlich lange im Gebäude. Das Weiße Haus und der Obelisk direkt davor, das Washington Monument, waren da schon interessanter. Ob change-we-can-believe-in-Obama zu Hause war, konnten wir nicht erkennen. Die Vorhänge versperrten die Sicht. Immerhin sahen wir zwei schwarze SUVs mit schwarz getönten Scheiben zum Weißen Haus vorfahren, wie in einem typischen Hollywoodfilm. Wahrscheinlich brachte der Secret Service die bestellte Pizza.

Auf dem Weg zurück zum Hotel machten wir noch ein bisschen Sightseeing, in dem wir ohne Ziel durch die Straßen zogen (wie so oft) und einen Salat bei Chop’t, einer Salat-Fastfood-Kette, aßen. Anhand der Straßen kann man im Übrigen sehr deutlich erkennen, wie sehr die Stadt am Reißbrett entstanden ist. Die Straßen, die von Nord nach Süd laufen, heißen 1st Street, 2nd Street, 3rd Street, 4th Street, 5th Street (usw.) und die, die sich von West nach Ost ziehen, A Street, B Street usw. Ein anderer Punkt der auffiel, waren die vielen Jogger, Sportler und Salatbars in der Stadt. Zumindest in der Hauptstadt gibt es wohl genügend intelligente Menschen, die gesund leben wollen und können.

Die große Tour durch Washington begann am nächsten Tag entspannt und führte uns zuerst Richtung Georgetown, nahe der hiesigen Universität. Weiter ging es dann am Wasser entlang, am Kennedy Memorial Center vorbei zum Lincoln Memorial. Da staute sich dann langsam die Wege. Es war Samstag und die Sonne schien, was tausende Touristen auf die gleiche Idee brachte, die Sehenswürdigkeiten zu Fuß zu erkunden. Dabei legten manche ein Tempo vor, das Schecken neidisch gemacht hätte. Höchstwahrscheinlich waren die typischen Amerikaner einfach nach den paar Metern außer Atem, mussten verschnaufen und versperrten dann den Weg. Ja ja, böse, böse.

Das Lincoln Memorial

Staatsmann Lincoln ließ sich von alldem nicht beeindrucken und rührte sich kein Stück in seinem Sessel. Ein paar Fotos später kehrten wir dem Mann den Rücken zu und liefen zum Korean War Veterans Memorial und weiter am Ufer des Sees und unter blühenden Kirschbäumen Richtung Jefferson Memorial. Von dort ging es immer dem Kapitol entgegen, welches wir umrundeten und natürlich von allen Seiten fotografierten.

Mit dem Kapitol war unsere Liste an Sehenswürdigkeiten abgehakt (das Pentagon ignorierten wir). Der weitere Weg führte uns durch Chinatown, wo wir tatsächlich auf eine Filiale der deutschen Fastfood-Kette Vapiano stießen. Ein bisschen überwältigt von solch heimisch Vertrautem aßen wir selbstverständlich dort und stärkten uns für die restlichen Meter unserer 15-Kilometertour (circa).

Folge immer der roten Linie

Nun da war Boston bei Tag mit Sonne und Straßen, in dem ein eisiger Wind fegte. Auf dem Weg ins Stadtzentrum, stellten wir fest, dass die Strassenblocks klein waren. Nach kurzer Zeit waren wir in den Parks nahe des Zentrums und hatten bereits einen großen Teil der Karte erlaufen. Was uns doch sehr verwunderte. Ich muss gestehen, dass ich mich nicht sonderlich groß mit der Stadt beschäftigt hatte. Man kannte den Namen, die Teeparty, eventuell das vermeintliche Straßenbild aus Ally McBeal oder Boston Legal und wusste das sie Heimat der Red Sox, New England Patriots und Celtics ist. Vorraussetzungen für eine Großstadt würde man meinen.

Berlin ist fast dreieinhalb Mal so groß wie Boston und hat fast sechs Mal so viele Einwohnrer! Kurz: Boston ist klein. Vom Verhältnis sicher noch eine Großstadt, aber keine die den Erwartungen entsprach. Wir folgten in der kleinen Stadt dem Freedom Trail. Dieser Weg weiste mit einer roten Linie auf dem Bürgersteig zu diversen Gebäuden der Unabhägigkeitsbewegung. Die Stationen des Pfades waren zwar über die Stadt verteilt, aber man brauchte nicht mal einen halben Tag um alles abzulaufen. Glücklichweise führte die Linie durch ganz Downtown, so dass man viel von Boston sah. Im Prinzip alles das, was noch wichtig und interresant war. Weil wir dann auch irgendwann vieles gesehen hatten (uns reichte es), setzten wir uns in das Burrito-Franchise Chipotle und skypten mithilfe des WLANs vom Starbucks gegenüber nach Deutschland.

Abends ging es dann in eine Cocktailbar. Nachdem wir uns nach langer Suche auf der Karte für Cocktails entschieden hatten, wurden wir (natürlich) nach unseren IDs gefragt. Hach, wie schmeichelhaft. Zumindest bis zu dem Punkt als sie unsere deutschen Führerscheine nicht gelten lassen wollten. Entweder American IDs oder Passports. Die deutschen Reisepässe passen schlecht in Geldbeutel, weswegen wir diese auch immer im Zimmer ließen und bisher auch keinerelei Probleme damit hatten. Bis dahin. Wir konnten uns zwar ausweisen aber scheinbar nicht genug – wir mussten die Bar verlassen. Etwas genervt machten wir uns auf den Weg zurück zum Hostel. Dabei fanden wir noch ein Restaurant mit Bar. Wir wollten es noch einmal riskieren. In dieser Bar wurde beim Bestellen erst gar nicht nach einer ID gefragt. Wie einfach! Neben den Cocktails bestellte ich mir noch einen Kuchen für 6 Dollar. Ich hatte Lust auf Zucker. In Erwartung an ein normales, hochpreißiges Stück Kuchen (ähnlich wie bei der Cheesecake Factory) wurde ich überrascht. Das Stück Kuchen war dann doch etwas größer als ich erwartete (weiteres Bild bei den Fotos):

Fertig, vom Stück Kuchen mehr als vom Alkohol, ging es dann spät zurück ins Hostel. Am nächsten Morgen ging es erstmal zum Auschecken und Abstellen unserer Gepäckstücke. Danach machte sich Lilly auf, dass Museum of Fine Arts zu besuchen. Da ich als genereller Kunstbanause (bei 20$ Eintritt im Besonderen) wenig Lust auf Museum hatte, vergnügte ich mich in der am Tag zuvor schon kurz besuchten Shoppingmeile Bostons, kaufte im hiesigen Apple Store preisgünstige Kopfhörer und setzt mich dann in den Buchladen Barnes & Noble, um das dortige WLAN zu nutzen. Dort verfasste ich unter anderem auch die erste Version dieses Berichts. Da ich zwischendurch immer wieder andere Sachen im Web machte, zog sich das Verfassen etwas hin. Als ich dann eine weit fortgeschrittene Version speichern wollte, bekam ich die Meldung „Session expired“ angezeigt. Großartig. Wie so oft bei solch einem Fall hatte ich den Text natürlich nicht gesichert. Danach verspührte ich auch wenig Lust, den Text gleich wieder von Neuem zu schreiben.

Als Lilly ihren Kulturbesuch beendet hatte, wurde noch ein bisschen durch die Shoppingzentren geschlendert und dann war es auch bereits Zeit zum Aufbrechen Richtung Busterminal. Unser Bus fuhr pünktlich und ohne größere Probleme nach Hartford, wo wir den nächsten Tag bei Laura entspannten, Koffer packten (Foto) und dann nachts in einer ungemütlichen Busfahrt zu dritt in die Hauptstadt der Staaten, Washington D.C., fuhren.

Fotos:

Bye Bye California

Der letzte Tag in Kalifornien. Hach…

Qualvoll musste man sich erheben, um ja püntklich am Flughafen zu sein. Bevor es los ging, wurde aber noch mal der Koffer kontrolliert – die letzten Dinge wurden ja erst am Morgen gepackt. Das mit dem Wiegen war eine gute Idee, denn wir waren laut Kofferwaage über dem Maximalgewicht. Von 70 lbs. Etwa 31,7 kg. Oha. Um darunter zu kommen, wurden Sachen vom Koffer in den Handgepäckkoffer verlagert. Der war zwar auch schon über den erlaubten 8kg – aber der wird ja nie gewogen. Hofften wir. Nach dem Umladen schwankte die Waage so zwischen 68-70 lbs. Wird schon passen, dachten wir uns und gingen los!

Mit der BART fuhren wir zum San Francisco Airport und konnten ein letztes Mal die niedlichen, schiefen und kleinen Häuser betrachten. Beim Einchecken machten wir natürlich wieder alles falsch. Völlig unwissend stellten wir uns in der „Bag Drop“ an. Als wir nach zehn Minuten dran waren, fragten uns die Frau nach unserem Boarding Ticket. Öhm. Wie bitte? Wie wurden dann aufgeklärt, dass wir uns in der „Full Service“-Reihe hätten stellen müssen. Aber die Dame war ’ne ganz Nette und checkte uns von ihrem Platz ein. Unser Koffer wog 69.7 lbs (ca. 31,6 kg) – was die Dame zum Ausspruch „You made it!“ veranlasste und sie noch ein heavy-Etikett auf den Koffer klebte. Das zu schwere Handgepäck (Trolley ca. 10 kg, beide Rucksäcke zusammen vielleicht 8-9 kg) verschwiegen wir.

Der Flug ging zwar zu spät los, das holte der Pilot jedoch in der Luft wieder auf. In Boston begrüßte uns nasses und nebliges Wetter bei etwa 2°C. Ein Kontrast zur Westküste – in etwa, wie wenn man im Herbst von Mallorca nach Berlin kommt. In der Stadt war es so neblig, dass manche Hochhäuser nur halb zu sehen waren. Wir waren zu diesem Zeitpunkt noch gespannt, was Boston am Tag so bieten kann. Die Lösung dafür ist aber schon wieder eine andere Geschichte. Die folgt die nächsten Tage.

Fotos:

San Francisco mag uns doch!

Als wir aufstanden, sah es nicht danach aus, als ob sich der Tag hinsichtlich des Wetters groß von den vorangegangenen unterscheiden würde. Weit gefehlt!

Nachdem wir ganz in Ruhe aufgestanden waren – es regnete wieder/immer noch -, machten wir es uns als Erstes gemütlich, gratulierten artig der Mutter via Facetime und schauten immer wieder aus dem Fenster. Wenn es weniger regnete, sollte es losgehen. Irgendwann, ja irgendwann, trauten wir unseren Augen nicht! Sonne! Tatsächlich Sonne. Dabei hat keiner der zig studierten Wetterbericht die Sonne einmal erwähnt!

Die Sache war uns nicht ganz geheuer… Wir machten uns selbstverständlich gleich auf. Aber im Mantel. Man wusste ja nie, wann der angekündigte, ganztägige Regen zurück kommt. Er kam, Gott sei dank, nie zurück. Wir liefen wortwörtlich geblendet (keine dachte beim Verlassen des Hotels an so etwas abwegiges wie eine Sonnenbrille) kreuz und quer durch San Francisco.

Vom Hotel an den Pier, vom Pier durch die Stadt irgendwie zur City Hall. Von dort über die Market Street zum Union Square. Dort wieder weiter auf’s Dach von Macy’s. Wieder runter und weiter. Zwischendurch viel zu teure Cocktails. Egal! Weiter und weiter.

Schöner letzter, goldener Tag an der Westküste. Danke San Francisco!

Fotos:

Mit Tüten in den Schuhen

Das gute Wetter von gestern Abend wollte leider nicht bleiben. San Francisco grüßte zum Morgen mit Regen. Davon aber unbeeindruckt starten wir unsere Tagestour. Vom Hotel ging es Richtung Union Square, vorbei am (und natürlich auch kurz im) Apple Store, Macy’s, Zara oder Bulgari, durch den Financial District zum Port of San Francisco. Dort huschten wir kurz in die Markthalle, entkamen dem allgegenwärtigen Regen und bestaunten hochpreisige Bio-Produkte aus ganz Amerika. So etwas gibt es auch in den Staaten.

Der weitere Weg ging an den Pieren vorbei. Den nebenliegenden Coit-Tower ließen wir aus, weil der Regen und Nebel eine gute Sicht verhinderte und wir uns die Kraft für den Aufstieg sparen wollten – eine kleine Strecke lag ja noch vor uns. Die Piere waren nicht sonderlich spektakulär, was auch daran lag, dass nahezu alle industriell genutzt werden und für Touristen nicht zugänglich sind. Um nicht erneut den Pier 39 anzusteuern, schlugen wir Richtung Lompard Street ein. Das ist die bekannte Zickzack-Straße, die bergab geht. Kommt bei der Popularität gleich nach der Golden Gate Bridge und der Cable Cars.

Nach den Fotos ging es zurück an den Hafen, weil uns der Regen noch nicht Wasser genug war. Immer an der Bucht entlang. Im Park um Fort Mason, einer alten Kaserne, startete wohl eine moderne, urbane Schnitzeljagd (Challenge Nation). Zahlreiche Teilnehmer, manche in recht amüsanten Verkleidungen, kamen uns entgegen, rannten oder spazierten und ließen sich wie wir nicht vom Wetter aufhalten. Die Golen Gate Bridge immer vor Augen und der Bay neben uns trotzen wir weiter dem Regen.

Klare Siche auf San Francisco!

In Höhe vom Crissy Field gab es dann jedoch doch noch eine Teilkapitulation. Nicht jeder hatte neue, (wasser)feste Schuhe erstanden, die man bei solch einem Wetter hätte anziehen können. Die leichten Turnschuhe und die darin steckenden Socken und Füße wurden durch den Dauerregen nass und damit natürlich auch kalt. Weil die gleichen Schuhe (Wechselschuhe wären nur lilafarbende Ballerinas gewesen) den Tag vorher bereits durchgenässt waren, hatte man gelernt und sich Wechselsocken eingesteckt. Um vorzubeugen, dass die neuen Socken gleich wieder nass wurden, verpackte man die Füße in Tüten. Die Tütenfüßen in die Schuhe und voilá: Vorerst vor Nässe geschützt.

Mit weiter (oder wieder) trockenen Füßen ging es weiter Richtung San Francisco National Cemetery, einem Militärfriedhof mit tausenden weißen oder grauen Grabsteinen in Reih und Glied. Wie man es in einem Film kennt. Nur real ein bisschen eindrucksvoller und mit mehr Erfurcht. Die Straße, die uns weiter vom Friedhof nach Richmond führen sollte, war leider durch Bauarbeiten gesperrt, weswegen wir beim Verlassen einen Umweg nehmen mussten. Bei Regen freut man sich über so etwas ja bekanntlich noch mehr.

Wir liefen auf Straßen, die leider teilweise keinen Bürgersteig hatten. Wahrscheinlich erwartet niemand in den USA, dass man alle Wege in einer Stadt auch zu Fuß zurücklegen kann und vergaß deswegen ein Weg für Fußgänger. Immerhin gab es so etwas wie einen Radfahrerweg, den wir nutzen konnten. Als ob es mehr Radfahrer als Fußgänger hier in den USA gäbe… Der Weg wurde aber auch immer schmaler, so dass die Autos verdammt nahe an uns vorbeischossen. Langsamer wurden die wenigsten. Sicherlich waren wir in deren Augen einfach seltsame Exoten.

In Richmond wollten wir in die Clement Street zu einem chinesischen BBQ – noch so einem Insidertipp. Das letzte Stück zog sich etwas hin, weil nun zu den nassen, kalten Klamotten auch noch Wind dazu kam. Aber der Weg zum Essen lohnte sich. Für 15 Dollar konnte man beim BBQ so viel essen wie man wollte und konnte. Man nahm sich sein Fleisch oder Fisch und briet es selbst auf einem Pfannen-ähnlichen Gerät auf dem eigenen Tisch. Daneben, oder viel mehr auf der Pfanne, konnte man Gemüse und Nudeln in einem Topf kochen. Ich war der einzige nicht-asiatisch Aussehende, der als Banause auch noch ohne Stäbchen, sondern mit dümmlichen Gabel und Messer, das Essen zu sich nahm. Wir aßen bis nichts mehr ging.

Mit vollem Mägen und nasskalten Klamotten wollten wir den Weg zurück nicht selbst bestreiten. Wir liefen bis zur nächsten Bushaltestelle und fuhren Richtung Hotel. Proppevoll und fröstelnd verkrochen wir uns am Abend nur noch ins Hotelzimmer. Der immer stärker werdende Wind lockte uns am Ende auch nicht mehr raus. Was unsere Füße und Gesundheit sicherlich gerne sahen. Denn der Wind war, so erfuhren wir am nächsten Tag, ein Unwetter, der den einen oder anderen Baum fällte.

Fotos: